Erst Gold mit Heike - jetzt Gold mit Catherine?

Erich Drechsler trainiert eine behinderte Weitspringerin

Den Olympiasieg seiner ehemaligen Schwiegertochter Heike Drechsler (35) verfolgte Erich Drechsler am Fernsehen. Seine Arbeit hatte er als technischer Berater zuvor erledigt. Alain Blondel, Lebensgefährte von Heike Drechsler, übernahm den Feinschliff in Sydney. Nun ist Erich Drechsler, der Heike bereits 1992 zum Olympiasieg im Weitsprung geführt hatte, allerdings auch nach Australien gereist. Er betreut eine neue Medaillenhoffnung im Weitsprung: Catherine Bader - Bille.

Die 35- Jährige ist Doppelweltmeisterin von 1998 (Weitsprung und 4 x 100-m-Staffel) und startet bei den Paralympics (18. - 29.10.), den Spielen der Behinderten. Catherine fehlt von Geburt an der rechte Unterarm.

Bei einer Sportlerehrung in Thüringen, wo Heike Drechsler bei den Nichtbehinderten und Catherine Bader - Bille bei den Behinderten jeweils den zweiten Platz belegten, hatten sich die Weitspringerinnen das erste mal getroffen. "Ich wollte mein Idol, die Heike, unbedingt kennen lernen und habe dann eigentlich mehr aus Spaß nach Hilfe gefragt", erzählt die Mutter zweier Kinder. Heike Drechsler nahm den Hilferuf ernst und schaltete Erich Drechsler ein. Der war sofort begeistert: "Ich bin Rentner, und der DLV braucht keine Fachleute. Da habe ich mir gedacht: Deine Erfahrung kannst du dem Behindertensport zur Verfügung stellen."

Drechsler arbeitet seitdem ehrenamtlich. Beim Behinderten - Sportverband ist er als Co - Trainer angestellt, bekommt aber außer Fahrgeld "nur Dankbarkeit. Mehr will ich nicht. Der Job macht mir Spaß, er ist eine Herausforderung."

Wenn Heike Drechsler in Jena zu Besuch ist, trainieren die beiden zusammen. Als Anreiz für Catherine wurde Heike im Training einmal der recht Arm auf den rücken gebunden, beide sprangen gegeneinander, Heike siegte nur knapp.

Erfolg: Die gebürtige Leipzigerin stellte deutsche Rekorde im Weitsprung (5,51 m) und Dreisprung (11,35 m) auf. "Es ist ein unfassbarer Traum, dass ich mit Erich arbeiten darf, einem so tollen Trainer." Nach dem Sieg bei den Thüringer Meisterschaften dankte sie ihm: "Trainer, das ist meine erste richtige Medaille."

(Sportbild, 14.10.2000, Sandra Farmand, Bilder: Camera 4)